Statt ins Ballett geht Milena jetzt lieber zum Fußballspielen

 SC Olympia – Lorscher Verein will Mädchenfußball aufbauen / Interessierte für F- und E-Jugend willkommen

Unendlich viele Jungs sind gerade sehr froh, dass sie wieder Fußball spielen können. Endlich, nach so langer Corona-Pause, dürfen die Jugendmannschaften wieder auf den Platz. Auch Milena Birk freut sich über diese Lockerungen der Auflagen in der Pandemie. Das zehn Jahre alte Mädchen ist nämlich eine begeisterte Fußballspielerin – und eine ziemlich gute noch dazu.

Milena Birk spielt gern Fußball und stürmt für den SC Olympia. Die zehn Jahre alte Lorscherin hofft, wie ihr Verein, dass bald noch mehr Mädchen mitspielen.
Milena Birk spielt gern Fußball und stürmt für den SC Olympia. Die zehn Jahre alte Lorscherin hofft, wie ihr Verein, dass bald noch mehr Mädchen mitspielen. © FUNCK

Die junge Lorscherin geht beim SC Olympia auf Torejagd. Sie spielt in der E-Jugend. Dass sie auf dem Platz oft das einzige Mädchen ist, macht der Viertklässlerin, sie besucht die 4d der Wingertsbergschule, nichts aus. Ihren Mitspielern auch nicht. Im höheren Alter aber wird das nicht mehr so einfach sein. Meist ist spätestens ab der C-Jugend Schluss mit gemischten Teams. Die Olympia will nun mehr Mädchen gewinnen für die immer noch vor allem bei Jungen beliebte Sportart.

Ziel: Mädchenteams etablieren

„Ab diesem Sommer möchten wir den Mädchenfußball im Kreis Bergstraße ausbauen“, sagt SCO-Jugendleiter Jonas Schmittinger. Vorerst hoffe der Verein, Mädchenmannschaften für die Jahrgänge 2010 bis 2014 zu etablieren, also die F- und E-Jugend. „Dafür suchen wir interessierte Mädchen für den Breitensport Fußball“, so Schmittinger.

Milena Birk fühlt sich im Stadion wohl. Vier Mal in der Woche ist sie üblicherweise dort. Dienstags und donnerstags zum Fußballtraining, montags und mittwochs macht sie Leichtathletik beim LC Olympia. Dass Milena so sportlich ist, freut auch ihre Mutter Kirstin Birk. Zunächst hatte sie ihre Tochter allerdings zum Ballett geschickt.

Der Tanzsport hat in der Familie schließlich Tradition. Milenas Großmutter Angelika Reichling, Gründerin der Tanzabteilung bei der SSG Bensheim, hat mit ihren Gruppen viele Erfolge feiern können und Kirstin Birk holte als Trainerin bei der Hessenmeisterschaft Gold.

„Fußball ist cooler“, stellte Milena aber bald fest. Auch für den Ballsport gibt es in der Familie einen erfahrenen Experten, Großvater Werner Reichling hat sich einst als Trainer engagiert. Wichtig ist er auch deshalb für Milena, weil er ein Sky-Abo hat. Wer regelmäßig die Bundesliga schaut sowie wichtige Spiele des Lieblingsvereins, kann sich manche Tricks der Profis abschauen.

Zuhören, stürmen, Tore schießen

Die Familie drückt für Eintracht Frankfurt die Daumen, Milena aber ist Fan von Borussia Dortmund. Ihr Lieblingsspieler? Natürlich Erling Haaland. Der Mittelstürmer aus Norwegen ist ein Vorbild für die junge Lorscherin, die gleichfalls im Mittelfeld oder Sturm eingesetzt wird und ebenfalls schon eine Reihe von Toren erzielen konnte. Sie sei schnell und technisch sehr gut, sagt Kirstin Birk. Auch Milenas Vater guckt am Spielfeldrand gerne zu.

Dass Milena länger ins Balletttraining ging, ist übrigens kein Nachteil für ihr fußballerisches Können, macht Jonas Schmittinger klar. Für die Körperbeherrschung, die Standfestigkeit auf einem Bein etwa, sei dieses Training sogar von Vorteil, meint er. Auch die Kondition ist für Kinder, die bereits sportlich in einer Gruppe aktiv waren, meist kein Problem. Beim Ballett mussten die Schüler außerdem sehr konzentriert zuhören, was gesagt wird, und das dann umsetzen. Diese Fähigkeit schadet beim Fußball ebenfalls keineswegs.

Milena hat außerdem bewiesen, dass sie auf dem Platz gut die Übersicht behalten und sich auch durchsetzen kann. Die junge Lorscherin, die ab dem Sommer auf das AKG wechseln und dort die Sportklasse besuchen will, freut sich darauf, dass sie im Fußball bald noch mehr lernen wird. Denn in Kürze kommt ein Stützpunkt-Training mit individueller Förderung dazu.

Während des harten Lockdown, als kein Training möglich war, hat sie sich mit Klimmzügen, Liegestützen und Dribbeln auf dem Bolzplatz fit gehalten. Die Begeisterung fürs Fußballspiel hat Milena nicht mehr losgelassen, seit sie beim Turnier mitspielte, das die Wingertsbergschule regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem SC Olympia auf die Beine stellt.

Der Verein hofft, jetzt weitere sportbegeisterte Mädchen zu finden, die „Teil der Olympia-Familie“ werden wollen. Fußball fördere Teamgeist, gut ausgebildete Übungsleiter sind vorhanden.

Es werden aber auch noch Frauen als Übungsleiterinnen gesucht, ergänzt Schmittinger. Ein modernes Trainingsgelände hat der SCO, eine C-Lizenz ist erwünscht, Weiterbildung ist möglich. Falls es Corona zulässt, soll auch ein „Tag des Mädchenfußballs“ organisiert werden, kündigt Jugendleiter Jonas Schmittinger an.

copyright@bergstraesseranzeiger