Lorscher Fußballer trauern um Ehrenspielführer Hans Fassoth
Die Schülermannschaft des SC Olympia Lorsch um 1929 mit Hans Fassoth (vordere Reihe, Zweiter von rechts)
Große Trauer beim SC Olympia Lorsch: Hans Fassoth ist tot. Der Ehrenspielführer verstarb am Sonntag im Alter von 96 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit.
„Wir verlieren mit Hans Fassoth eine große Persönlichkeit. Sein Tod macht uns sehr traurig. Der SC Olympia Lorsch hat Hans Fassoth viel zu verdanken“, würdigt Vorsitzender Christian Eichhorn den großen Lorscher Fußballballer.
In der Defensive zählte er zu den Stützen der Mannschaft, die an jenem denkwürdigen 1. Mai 1955 im Entscheidungsspiel Viktoria Urberach am Darmstädter Böllenfalltor mit 4:0 bezwang und in die drittklassige Hessenliga aufstieg.
88 Jahre Mitglied im Verein
Fassoth war ein Olympianer vom Scheitel bis zur Sohle. Seit März 1929 und damit rekordverdächtige 88 Jahre gehörte er dem Verein an. Damals konnte nicht jeder Junge einfach einem Club beitreten. Fassoth musste sich empfehlen, und das tat er, als die Buben aus den Lorscher Vierteln und Straßen ihre hemdsärmelig organisierten Entscheidungsspiele austrugen. Nun gehörte er der Jugendmannschaft des späteren Lorscher Nationalspielers Ludwig Gärtner an, mit dem Fassoth viele Jahre zusammenspielte.
Sein erstes Spiel in der ersten Mannschaft bestritt er am 30. April 1939. Wenige Stunden vorher schloss er in Worms seine Prüfung als Kaufmann ab. Auch zu Kriegszeiten, in denen er lange auch an der russischen Front kämpfte, war Hans Fassoth am Ball. Sein letztes Spiel im Seniorenbereich bestritt er im Frühjahr 1985, als die zweite Mannschaft der Olympia in der C-Liga West beim 2:2 gegen den TV Lampertheim noch einmal auf den inzwischen 64 Jahre alten Fassoth zurückgriff.
1957/58 war er zum ersten Mal als Trainer der Olympia, betreute unter anderem auch Tvgg Lorsch, Olympia Biebesheim, TSV Auerbach, SV Zwingenberg, SV Winterkasten und FSV Zotzenbach. Im Jahr 1980 stieg er mit der A-Jugend des SC Olympia in die höchste hessische Spielklasse auf.
Besonders intensiv war Fassoths Beziehung zur SG Einhausen. Die trainierte er über mehrere Jahre hinweg und schaffte mit ihr 1965 den Aufstieg in die A-Klasse Süd (Kreisoberliga), der die SGE fortan 28 Jahre lang angehörte.
Hans Fassoth gehörte zu den Traditionalisten beim SC Olympia, stimmte immer wieder schmissige Lieder an und hatte bei seinen Reden die Lacher auf seiner Seite. „Wir sind doch ein schöner Verein. Da darf trotz allen fußballerischen Ehrgeizes das Kameradschaftliche nie zu kurz kommen“, brachte es der Senior stets auf den Punkt. Sein Wissen über den Verein war umfangreich und detailgetreu, was sich die Olympia im Jahr 2007, als das Jubiläum zum hundertjährigen Bestehen anstand, zunutze machte.
Familienmensch und leidenschaftlicher Skatspieler
Beruflich war Fassoth viele Jahre Prokurist des Lorscher Autohauses Blust. Die Leidenschaft des Familienmenschen – er hinterlässt Frau Helene, zwei Kinder, vier Enkel und ein halbes Dutzend Urenkel – galt auch dem Skatspiel beim Seniorentreff in Sankt Benedikt.
Seinen letzten großen Auftritt hatte Hans Fassoth als Zeitzeuge im Januar 2016 im von Philipp Janson gedrehten Dokumentationsfilm über den SCO.