Neues Sportgelände, Wiederaufbau der Jugend, deutlich weniger Verbindlichkeiten – der SC Olympia, Lorschs traditionsreicher Fußballclub, ist wieder auf Kurs. Und er hat inzwischen auch einen personellen Umbruch vorgenommen und viele junge Vorstandsmitglieder in seinen Reihen. So kann Vorsitzender Christian Eichhorn auf viele Akteure im geschäftsführenden und erweiterten Vorstand zurückgreifen, die – wie er selbst – erst in den Dreißigern sind.
Einer von ihnen ist der Zweite Vorsitzende Christian Brunnengräber, der heute 34 Jahre alt wird. Und der rennt, so wie es sich für einen gestandenen Fußballer gehört, noch selbst dem runden Leder nach. Egal, ob es bei den Alten Herren oder in einer der beiden aktiven Olympia-Mannschaften ist. Der 1,94 Meter große Brunnengräber war schon oft der Turm im Abwehrbollwerk, ist aber vielseitig verwendbar.
Zehn Pfennig pro Tor
Dass er als Kind letztlich beim Fußball blieb und nicht beim Tennis oder der Leichtathletik (dort war seine Mutter Cornelia einst seine Trainerin) landete, liegt auch an seinem Opa, dem früheren Nationalspieler Ludwig Gärtner. Gärtner, wohl der bekannteste Lorscher Fußballer überhaupt, bestritt von 1939 bis 1941 drei Länderspiele für Deutschland und schoss dabei ein Tor.
Da sah er es gerne, als sein Enkel in seine fußballerischen Fußstapfen trat. Und er belohnte ihn, wenn er Tore schoss oder welche vorbereitete. „Zehn Pfennig gab mir mein Opa pro Scorerpunkt“, erinnert sich Christian Brunnengräber zurück. Für den sportlichen Erfolg gab Christian Brunnengräber alles. „Meine Mutter Cornelia und die damalige Jugendleiterin Frauke Neundörfer haben nur mit dem Kopf geschüttelt, als ich mal wieder mit blutigen Knien vom Hartplatz gekrochen bin“, erinnert sich der Bachelor of Science bei einem Darmstädter Großunternehmen gerne an die Wunden aus so manch hartumkämpfter Fußballschlacht zurück.
Ludwig Gärtner war aber beileibe nicht der einzige Olympianer in Christian Brunnengräbers Ahnengalerie. So zählte nicht nur Adam Gärtner, der Vater Ludwig Gärtners, 1907 zu den Gründern der Olympia, sondern mit Friedrich Jäger auch ein weiterer Uropa des heutigen Zweiten Vorsitzenden. Nicht zu vergessen seine beiden Großonkel Fritz und Adolf Jäger – beide Olympianer vom Scheitel bis zur Sohle. Die Gene in seiner „SCO-DNA“ machen Brunnengräber ein klein wenig stolz. Aber von ihnen alleine macht er sein Engagement nicht abhängig. „Ohne Personen, die ein Ehrenamt bekleiden, wäre eine Stadt nicht lebendig. Ich kann nur jeden dazu ermutigen, sich auf diese Art und Weise am Stadtleben zu beteiligen“, will Christian Brunnengräber durch seinen Einsatz, dem Verein und auch seiner Heimatstadt Lorsch „etwas zurückgeben“. Das ist umso beachtlicher, da Christian Brunnengräber zuletzt mit seiner Lebensgefährtin Eva Wölfelschneider fünf Jahre lang in Büttelborn lebte und er erst seit Frühsommer dieses Jahres wieder sein Quartier in der Lorscher Ziegelhüttenstraße bezog.
Überhaupt: Christian Brunnengräber – Spitzname: „Brunni“ – ist Dreh- und Angelpunkt, ist Integrationsfigur bei der Olympia. „Ich liebe die Geselligkeit eines Mannschaftssports wie Fußball und habe hier sehr viele Freunde gefunden. Ein Wechsel zu einem anderen Verein wäre für mich nie in Frage gekommen“, so Brunnengräber, der sich, bescheiden wie er ist, von der Masse nicht abheben will. Und tut es aber letztlich dennoch.